zwei Selfies © Dr. Silke Mardorf

Segeln ist Qualitätszeit - unser Segelblog

Uns ist wichtig, dass wir beim Segeln eine gute Zeit haben. Dazu gehört, dass Skipper*in und Boot gut in Schuss sind. Für Ersteres bieten wir Euch Skipper- und  Paartrainings an. Für Letzeres ist der Winter die ideale Zeit für Wartungsarbeiten. Genau darüber bloggen wir hier. Außerdem findet Ihr hier: Literaturtipps und Törnberichte. Und hin und wieder Seemannsgarn (wie gendert man das - Vorschläge bitte hier  :-)

Unterwasserschiff la fidèle


Was machen wir eigentlich so im Winter? (4/2022)

Jeden Herbst fallen wir aufs Neue drauf rein:
La fidèle kommt ins Winterlager und ganze sechs Monate, in denen wir (fast) nicht segeln werden, liegen vor uns. Wir träumen davon, dass wir jetzt endlich mal Zeit für Kultur und Kino haben, dass wir Fotos sortieren, Videos bearbeiten, diesen Segelblog füttern, auf Insta mehr Präsenz zeigen und Segeltörns für den Sommer ausarbeiten. Nebenbei wird Matthias die Winterarbeiten auf „la fidele“ erledigen und zur Entspannung lesen wir Bücher von "Sabbaticals auf See" oder schauen Piratenfilme und folgen "Jambo", "Guido" oder "Manatee" auf YouTube. 


Und dann ist es plötzlich kurz vor Ostern! Man hofft, wenigstens noch die notwendigen Winterarbeiten bis zum Saisonstart zu schaffen. Anhand folgender Liste geben wir Euch einen Einblick, was unsere Ziele für das Winterhalbjahr 2021 /2022 waren:
Erneuern

  •  Lichtmaschinenregler (kaputt)
  •  Kabel für Großbaumbeleuchtung (LED) legen
  •  Vier neue Fenster (weil undicht, rissig, es tropfte ab & an)
  •  Antenne (korrodiert) und Antennenkabel 
  •  AIS & Funkgerät austauschen
  •  Ruderlager (verschlissen)
  •  Lukendichtung im Technikraum (unansehnlich)
  •  Beschläge für Großschot und neue Umlenkrollen
  •  Dichtung am Kühlschrank 
  •  Motorschaltung (ausgeleierte Mechanik)
  •  Acrylabdeckungen im Cockpit (rissig)

Aufhübschen

  • Steckdosen, LED-Lampe (dimmbar!), USB in Achter- + Bugkoje 
  • Wasserpass höher ziehen und Zierstreifen erneuern
  • Rumpf polieren
  • Steuerrad mit Leder beziehen (nicht nur weil´s hübsch ist, sondern weil das Steuerrad aus Edelstahl ist und ergo im Frühjahr eiskalt und im Sommer knallheiß ist)

Warten & Sanieren

  •  Motorwartung, inklusive Ölwechsel und Impeller
  •  Zentralelektrik aufräumen
  • Same procedure as every year: Unterwasserschiff ausbessern (diesmal mit Micron 350, gut gegen Kalkröhrenwürmer, angeblich)
  •  Ruderblatt:  Schaumkern erneuern

 
Allein das Projekt „Ruderblatt“ war dermaßen umfangreich, dass wir darüber in Kürze einen eigenen Blog verfassen werden.


Zu bedenken geben möchten wir, dass wir ja (leider) nicht neben la fidèle wohnen, sondern in Hannover. In diesem Winter stand la fidèle in Burgstaaken auf Fehmarn. Verglichen mit Stavoren/NL ist das quasi ein Katzensprung, aber eben trotzdem noch schlappe 300 km entfernt. Wir beneiden wirklich alle, die an der Küste in der Nähe ihres Bootes wohnen, nicht nur im Sommer. 


Zum Abschluss eine gute und eine schlechte Nachricht: 

Zuerst die Schlechte: Wir waren genau einmal im Kino, Fotos sind überwiegend unsortiert, Videos- welche Videos? – und dieser Segelblog: Naja immerhin -:)
Die gute Nachricht ist: Exakt eine Woche, bevor la fidèle ins Wasser kommt, können wir die Liste in allen Punkten abhaken. Und wenn hier steht „wir“ heißt das de facto:  Matthias. Denn ich bin handwerklich eher mittelbegabt. 

Also: La fidèle ist runderneuert, gewartet, in Teilen saniert und aufgehübscht! Alle Punkte erledigt! La fidèle funkelt und steht in den Startlöchern, genau wie wir. Saison, Du kannst kommen! Sektkorken & Juhuu! Und hoch lebe la fidèle, die ohne Matthias in einem bedauernswerten Zustand wäre. Ehrlich!


Baggerarbeiten Fehmarnbelt-Tunnel

Zum Abschluss rund Fehmarn - sorglos ins Sperrgebiet (10/2021)

Es war eine tolle Segelsaison. Von August bis Oktober hatten wir Mitsegeltörns auf der "Amalur", der "Guapa" und der "Alvaletti" nach Nysted, Kühlungsborn oder Rerik, mit www.sailingforyou.eu. La fidèle kam dabei etwas zu kurz und setzte prompt Kalkröhrenwürmer an (siehe blogeintrag 11/21 unten).
Ende Oktober überführten wir la fidèle nach Burgstaaken/Fehmarn, dort bleibt sie im Winterlager. Bevor wir sie an Land kranen ließen, entschlossen wir uns spontan zu "einmal rund Fehmarn".
Bei herrlichstem Sonnenwind  - ohne aktuelle Seekarten - segelten wir komplett sorglos direkt auf das nördlich gelegene Sperrgebiet zu: "Der Fehmarnbelt-Tunnel wird mit einer Länge von 18 Kilometern der weltweit längste Absenktunnel", so hätten wir es vorbereitend in "navigation-information-to-mariners" nachlesen können. Der spektakuläre, wie umstrittene Bahn- und Autotunnel wird in naher Zukunft Puttgarten mit Rødbyhavn, Fehmarn mit Lolland und folglich Mitteleuropa mit Skandinavien verbinden. Nur hatten wir das weder auf dem Schirm noch auf unserer Seekarte. Sondern beschäftigten uns gerade damit, die Genua auszubaumen, als wir von der VTS-Vessel Traffic Service angefunkt wurden. Folgender Dialog:
- La fidéle. This is xxx? .. Wo wollen Sie denn hin?
-  Wir wollen rund Fehmarn, heute bis Lemkenhafen oder Heiligenhafen, mal sehen.
- Das wollten wir jetzt weniger hören. Do you speak English?
- I do my very best.
- lange Pause, dann auf Deutsch mit dänischem Akzent -
- Wir holen Sie mit dem guard ship ab und Sie fahren hinter uns her.  Wie schnell sind Sie aktuell?
- Ca. 4 Knoten (Raumschots unter Segeln)
- Ok, folgen Sie uns.
 

Jetzt erst bemerkten wir das erhöhte Bagger- und Verkehrsaufkommen und die vielen gelben Tonnen. Ein guard ship motorte auf uns zu, wir nahmen die Segel runter, um die Escorte zu beschleunigen und brausten hinterher. Peinlich! Hinterm Sperrgebiet - das Wachschiff geleitete uns sehr weit hinaus - drehte es ab und wir winkten dankbar. Danach blieb es noch lange in Sichtweite - es schien, als wollten sie uns sicherheitshalber im Auge behalten. 
Übrigens: Wir segelten bis Lemkenhafen, sehr schön da :-). 

Kalkröhrenwurm bei der Arbeit

Unten rum der Wurm dran (11/2021)

Er kommt aus Australien und liebt neuerdings das Brackwasser im Rostocker Stadthafen.  Der Kalkröhrenwurm. Eingeschleppt von Überseeschiffen besiedelt er die Küsten der Nord-  und Ostsee, bevorzugt Steine, Hafenanlagen und eben auch Schiffsrümpfe. Diesen Sommer heftete er sich unter anderem an la fidèle´s Rumpf, gerne an Stellen, wo man mit dem Antifouling nicht so gut hinkommt. Zum Beispiel an die Borddurchlässe, aber vor allem ans Ruderblatt. Gegen Saisonende wurde la fidèle immer langsamer - sie machte nur noch 4 Knoten, selbst bei gutem Wind unter Vollzeug. Dann tauchte Matthias den Rumpf ab und fand ihn: Den Kalkröhrenwurm, der seit einigen Jahren in Brackwasser-Revieren wie der Warnow, der Schlei oder der Trave zur Plage wird. Er bildet lange Röhren aus Kalk und in kürzester Zeit einen Röhrenteppich. Das Gröbste ließ sich unter Wasser abkratzen. Den Feinschliff erledigten wir im Winterlager an Land: Mit Kärcher und Bürste, mit Schleifmaschine und frischem Antifouling.  "Gutes Antifouling und häufiges Segeln können dem entgegenwirken", schreibt hierzu die Yacht (Heft 17/2021). Ok, machen wir ;-).

Übrigens: der Kalkröhrenwurm riecht nach Meer und Salz, sieht aus wie weiße Makkaroni und knistert beim Anfassen: Ein knirschendes  Geräusch, wie wenn man im Winter über eine dünne Eispfütze geht.  

Wir auf Helgoland © Dr. Silke Mardorf

Von Norddeich bis Rostock über den NOK (7/2021)

Das Wattenmeer und die Nordsee haben uns ausnehmend gut gefallen - erneut stellen wir fest: Das Revier ist zu abwechslungsreich, um es in zwei Wochen "abzusegeln" - wir kommen wieder  - fragt sich nur wann? Denn jetzt ist erstmal die Ostsee dran. Aktuell ist der Rostocker Stadthafen unser neuer Heimathafen - vis a vis von www.sailingforyou.eu . Von hier aus stechen wir die nächsten Monate in See.
Der Törn bis Rostock war ein großes Abenteuer: Über die (ost)friesischen Inseln Norderney (Milchbar!), Spiegeroog (grün-blumig), Wangerooge (dünig mit Inselbahn) ersegelten wir erstmals im Leben Helgoland (brütende Basstölpel). Denkbar ideale Windbedingungen erleichterten uns den ersten Hochseetörn unseres Lebens. Natürlich außenrum - nördlich an der langen Anna vorbei. Weiter über Cuxhaven brausten wir mit beeindruckendem Elbstrom bis Brunsbüttel (Schleuse nach zwei Jahren NL ein Kinderspiel) und durchquerten erstmals den Nord-Ostsee-Kanal, mit Zwischenstopps in Rendsburg, Kiel-Wendtorf, Käffchen in Orth auf Fehmarn ("Princess of Schwanitz" ) und Großenbrode (Geheim-Tipp für Boote bis 10 m Länge: Alter Fährhafen - großartig!) und schließlich Rerik im Salzhaff. Ein einziges großes Abenteuer ! Jetzt freuen wir uns auf die Rostocker Hansesail und Törns im bekannten, tidenfreien Ostsee-Revier.

Liegeplatz in Dokkum © Dr. Silke Mardorf

Überführungstörn von Stavoren (NL) nach Norddeich (5/2021)

Wir hatten ohnehin vor, eine Zeit lang in der Ostsee zu segeln. Auch um näher bei www.sailingforyou.eu in Rostock zu sein. Die Pandemie hat das nun beschleunigt. Anfang Mai "überführten" wir  la fidèle  nach Deutschland, zunächst bis Norden / Norddeich. Sturmbedingt wählten wir die Stehende Mastroute, weshalb wir wenig segelten und viel motorten, trotz bester Winde. Natürlich wären wir lieber held*innenhaft übers Wattenmeer gesegelt, als bräsig über die Kanäle zu cruisen. Aber die Route hat ihre Qualitäten:  Immer auf Augenhöhe mit Schafen oder Windmühlen, entlang idyllischer Vorgärten oder mitten durch friesische Altstädte (Dokkum!) und eine tosende Großstadt (Groningen). In Grou, Leeuwarden und Gronigen hatten wir wirklich schöne Häfen - oft noch ganz für uns - vorsaisonal und pandemiebedingt! In vier Tagen erreichten wir Delfzijl. Von hier aus ist es ein Katzensprung über die Ems nach Emden. 170 sm unter Motor, mit ungefähr 40 Brücken, davon allein 17 (!) in Groningen und 2 Schleusen. Das trainiert. Von Emden aus durften wir dann endlich segeln: Die Ems runter - voll Speed mit teils über 8 Knoten bei ablaufendem Wasser. Und mit viel Großschifffahrt und Fährverkehr - gewöhnungsbedürftig und nicht ohne! Über Borkum (eine Nacht im Schutzhafen), vorbei an Juist und Norderney bis Norddeich. Hier bleiben wir eine Weile, um (an den Wochenenden) das Tidenrevier zu erkunden. Inselhopping: Baltrum, Norderney  - wir kommen! 

Lorentzsluis © Dr. Silke Mardorf

Tot ziens Ijsselmeer !

Nach zweieinhalb Segelsaisons verlassen wir die Niederlande. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge.
Weinend, weil: In Stavoren fanden wir uns: La fidèle und wir! Und in Friesland lernten wir nicht nur Brücken- und Schleusenmanöver (und leider viel zu wenig Niederländisch), sondern wagten uns auch erstmals ins Gezeitenrevier der Nordsee. Außerdem gibt es vermutlich kein Land der Welt, das ähnlich tolle Häfen bereithält und so großartig auf Wassertourismus eingestellt ist, wie die Niederlande.
Lachend weil: Wir freuen uns auf Neues. Die Nordsee ist ein anspruchsvolles Segelrevier. Fast alles, was wir hier ersegeln, ist unser "erstes Mal": Zum Beispiel Borkum ansteuern, die "Otzumer Balje" grüßen, das Busetief durchqueren. Und überhaupt: Mit der Großschifffahrt klarkommen.  Das Foto zeigt uns in der Lorentzsluizen bei Kornwerderzand in der niederländischen Provinz Friesland. Sie ist der Durchlass zwischen dem tidefreien Binnenhafen auf der Ijsselmeerseite und dem Gezeitenrevier der Waddenzee/Nordsee auf der anderen Seite. Wir finden, es ist das perfekte Symbolbild für unseren Abschied vom Ijsselmeer. Und außerdem: Nichts ist für immer !

Rotweinromantik © Dr. Silke Mardorf

Literaturtipp

Segeln ist ein Wagnis. Erst recht als Paar. Eine klassische Alltagsszene: Es war ein schöner Segeltag, sanfte Welle, 3 bis 4 Beaufort, blauer Himmel, Sonnenschein. Zurück in den Hafen, er: lässig am Ruder, sie: auf dem Bug, mit 2 Leinen und 3 Fendern. Nervosität und Anspannung liegen in der Luft. Jetzt bloß kein Hafenkino! Und dann: Rumms!  Irgendwas ist schiefgegangen. Er tobt, sie flattert. Der schöne Tag nimmt ein abruptes Ende:  Der Rest des Abends Konfliktbewältigung und Manöverkritik statt Rotweinromantik bei Sonnenuntergang. Die andern Segler, alles alte Seebären, grinsen und wissen schon, warum sie einhandsegeln. Kennt ihr das? Wir auch!
Lest: "Zu zweit an Bord: Spielregeln fürs Paarsegeln"  von Leon Schulz und Gaby Thiele. Kein Buch über Techniken für gelungene Hafenmanöver, sondern über Paare und ihre individuellen Strategien, als Team miteinander durchs Leben zu segeln. Wenn das die segelnden Paare unter Euch anspricht, können wir Euch die Lektüre ans Herz ;-) legen.

Winschenfett © Dr. Silke Mardorf

Wartungsarbeiten im Winter 2020/21: Leichter winschen - so geht´s

Winschen ist ein Knochenjob. Ein Großsegel von 25 qm will satte 12 m hochgekurbelt werden. Um das zu schaffen hilft zweierlei:
1. Fitness-Studio
2. Winschen gut fetten.
Wichtiges zum Winschenfett: Fette haben unterschiedliche Eigenschaften, je nach Einsatzzweck gibt es verschiedene Sorten. Wenn Fette alt werden, können sie zäh, bröselig oder flüssig werden. Deshalb müssen Winschen ab und zu zerlegt, gereinigt, auf Verschleiß geprüft und mit neuem, gutem Winschenfett versehen  werden. Unsere Winschen sind ca. 25 Jahre alt und ihr Fett vermutlich auch:  klebrig und zäh, die Winschen schwer zu kurbeln. Jetzt aber bekamen sie nach gründlicher Reinigung ihr "frisches Fett weg". Und arbeiten wieder wie neu! 
Denn: Ins Fitness-Studio kann man derzeit sowieso nicht ;-)

Wasserfilter © Dr. Silke Mardorf

Wasser an Bord- alles frisch?

Der Wassertank unserer  la fidèle fasst 270 Liter. Das reicht, wenn wir unterwegs oder vor Anker sind, einige Tage, zum Beispiel zum Kaffee kochen, Händewaschen oder Geschirrspülen. Am Ende der ersten Saison mit la fidèle schauten wir uns den Wassertank mal genauer an. Wir ersparen Euch hier die Details, nur so viel: Wände und Bodensatz waren schmierig bis gelblich - lecker (!) - und damit kochten wir unseren Kaffee?!  Wie aber reinigt man einen Wassertank? 
1) Mechanisch schrubben, soweit und tief die Arme reichen.
2) Wir bauten  einen Wasserfilter in die Ansaugleitung für die Frischwasserpumpe ein. Das Resultat nach einer Saison und ca. 1.000 Litern Durchfluss könnt Ihr links sehen: Das Filtergehäuse ist glasklar. Aber das ca. 5 Zoll große Filterelement, das zuvor schneeweiß war, war nun bräunlich-weiss.  Der Filter hatte also ganze Arbeit geleistet. 
3) Dieses Jahr nun bauten wir statt des Wasserfilters einen Aktivkohlefilter  ein - besser ist das!